Samstag, 6. Februar 2021

Leezder Dörpschool reicht Antrag für die Anschaffung von Luftreinigern ein

Der Förderverein der Leezder Dörpschool hat gemeinsam mit der Schulelternvertretung sowie der Schulleiterin und ihrem Kollegium einen Antrag auf Anschaffung von Luftreinigungsgeräten, oder Luftentkeimungsgeräten in den Klassenräumen der Grundschule Leezdorf gestellt. Zum Schutz der Gesundheit von Schülern und Lehrern, heißt es darin. Unterzeichnet haben unter anderem die Vorsitzende des Fördervereins, Lena-Carina Stavrakoudis, sowie dessen Kassenwartin und Antragsverfasserin Gisela Riesebeck. Der Förderverein ist bereit, für keimfreie Luft eine vierstellige Summe in die Hand zu nehmen. 
Die Antragsteller sind der Ansicht, dass die derzeit durchzuführenden Hygienemaßnahmen mit dem regelmäßigen Lüften der Klassenräume nicht ausreichend sind, um die Luft wirksam von aerosolen Viren aller Art zu befreien. Angeführt werden dabei Meinungen und Ergebnisse von Wissenschaftlern verschiedener Forschungseinrichtungen, wie dem Max-Planck-Institut für Chemie. 
Diese Wissenschaftler empfehlen leistungsstarke Luftreiniger, oder Entkeimungsgeräte, um Aerosole aus der Luft zu holen. Das Lüften wird für unzureichend gehalten, unter anderem, weil die Wirkung vom Temperatur-Gefälle zwischen Raum- und Außenluft und von den Windverhältnissen abhänge. Wenn die Fenster wieder geschlossen sind, steigt eine mögliche Virenbelastung im Raum wieder an, die technischen Geräte laufen hingegen pausenlos. Im Gegensatz zu den fünf Bundesländern Bayern, Berlin, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, welche die technische Luftreinigung in Schulen umfassend fördern, genehmigt das Land Niedersachsen diese in begründeten Ausnahmefällen. So ein Ausnahmefall ist möglicherweise der Südflügel der Dörpschool. Aufgrund der zum Teil unzureichenden Möglichkeiten, die Klassenräume wirkungsvoll quer zu lüften.
Am Südflügel besteht die besondere und bekannte Situation mit der Beschattung im Sommer. Wenn bei Sommerhitze nach Vorschrift gelüftet werden soll, müsste dafür dort auch die Beschattung immer wieder unterbrochen werden.
Den Antragstellern liegen zwei Angebote von verschiedenen Systemen vor. Eines ist vom schwäbischen Hersteller ULMair, der Luftreinigungsgeräte mittels eines wissenschaftlich anerkannten Filterreinigungsverfahrens anbietet. Dem anderen Angebot eines regionalen Entwicklers aus Emden liegt ein Luftentkeimungsverfahren zugrunde, welches mit UV-C Licht Viren sicher abtötet. Die Röhren stecken in einem Lüftungsrohr aus Stahl. Oben und unten beim Ein- und Auslass wird die Strahlung absorbiert, so dass davon nichts nach außen dringen kann. (Der Hersteller weist zudem darauf hin, dass sich UV-C Strahlung bereits mittels einer durchsichtigen Plastikfolie wegfiltern lässt).
Abhängig von der Raumgröße arbeiten bei beiden Systemen gegebenenfalls idealerweise mehrere Geräte in einem Klassenraum. Preislich liegen beide Systeme in etwa gleich, wobei nach einer uns nicht bekannten Betriebsdauer für das ULMair Filterreinigungsverfahren nach Internet-Recherchen mit etwa 140 bis 170 EUR Kosten pro Gerät für sogenannte Hepa-14 Filter kalkuliert werden muss. Die Betriebsdauer der Luftentkeimungsgeräte soll etwa 9.000 Stunden betragen, was einem Zeitraum von etwa sechs bis sechseinhalb Jahren entspricht. Ein Satz Austauschröhren kostet heute etwa 60 EUR pro Gerät.

Das schreiben die Ostfriesischen Nachrichten am 2 Februar 2021:

Meinung!


Auf ein Wort...

Letztes Jahr im Oktober veröffentlichte das Bundesumweltamt Empfehlungen zum Einsatz von mobilen Luftreinigern als lüftungsunterstützende Maßnahme in Schulen.
Der Hintergrund war die aufgekommene Diskussion, ob technische Geräte als Ergänzung für das Lüften von Klassenräumen sinnvoll sind. Zusammengefasst kommt das Amt zu dem Ergebnis, dass Luftreiniger oder Luftentkeimer nur in solchen Klassenräumen zum Einsatz kommen sollten, die nicht ausreichend gelüftet werden können. Die üblichen Hygienemaßnahmen und vor allem das „richtige“ Lüften würden zur Gesunderhaltung der Kinder und Lehrer in den meisten Schulen ausreichen.
Stimmt das wirklich und vor allem stimmt das noch immer? Für mich heißt die Antwort: Nein! Die Verantwortlichen in den Bundesländern, welche die Kosten von Maßnahmen einer flächendeckenden Versorgung nicht tragen wollen, so wie es in Niedersachsen der Fall ist, mögen sich noch immer hinter diesen schon älteren Empfehlungen des Bundesumweltamtes beruhigt zurücklehnen. Die Regierungen in Bayern und in vier weiteren Bundesländern tun das jedoch nicht und sind bereits jetzt davon überzeugt, dass Lüften die Raumluft zwar mit Sauerstoff versorgt, jedoch nicht von aerosolen Viren befreit. Diese Länder statten ihre Schulen deshalb zur Zeit umfassend mit technischen Geräten aus, oder haben es bereits getan. Gute Argumente aufgrund von Studien liefert beispielsweise Professor Christian Kähler, Leiter des Instituts für Strömungsmechanik und Aerodynamik an der Universität der Bundeswehr in München. „Alle Schulen in Deutschland müssen mit einem ordentlichen Raumluftreiniger und Trennwänden gegen die direkte Infektion ausgestattet werden“, fordert er. Er hält zwei bis dreimal in der Stunde zu lüften, wie es das Umweltbundesamt empfiehlt, bei gefährlichen Viren für viel zu wenig. Außerdem zweifelt er an, ob eine Querlüftung überhaupt funktioniere.
Leider sind wir in Niedersachsen was die technische Luftreinigung betrifft noch auf private Initiativen angewiesen. In Emden, wo eine Grundschule und zwei Gymnasien nur dadurch ganz oder teilweise mit Luftentkeimern ausgestattet werden können, bezeichnet der Vorsitzende der Schulelternvertetung diese Notwendigkeit des Privatengagements als großen gesellschaftlichen Rückschritt.
Für die Dörpschool appelliere ich deshalb ganz besonders an den politischen Willen der Verantwortlichen in Rat und Verwaltung der Samtgemeinde: Nur dieser zählt und hilft uns jetzt weiter!
Einschätzungen aufgrund von Forschungsergebnissen ändern sich. So tragen wir jetzt FFP2 Masken beim Einkaufen oder im Bus. Auch wenn die Inzidenzwerte im Landkreis Aurich jetzt wieder vergleichsweise niedrig sind, zeigt ein Blick nicht nur nach Delmenhorst oder Uelzen, wie schnell sich das Infektionsgeschehen ändern kann. Viren verändern sich ständig. Wir wissen, dass auch und gerade Kinder Viren übertragen und setzen im Lockdown auf Homeschooling statt auf Präsenzunterricht. Kinder brauchen aber für ihre Entwicklung soziale Kontakte in den Schulen und Kinder mit Förderbedarf brauchen Präsenzunterricht erst recht. Aber bitte in keimfreier Luft!
Ich bin überzeugt, dass sich auch unsere Landesregierung den immer lauter werdenden Forderungen von Elternvertretungen und Lehrern nach entkeimter Luft in den Klassenräumen nicht dauerhaft entziehen kann und wird. Die Möglichkeit von Sonderantragsverfahren für Luftreiniger, die es bei uns bereits dafür gibt, ist mein Hoffnungsschimmer am Bildungshorizont.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen